Kreisgruppe Bonn

Bäume in der Stadt

02. Mai 2022

Vielleicht erinnern Sie sich noch an unseren Artikel 'Trockene Jahre' mit Erfahrungen aus der Landwirtschaft oder den Artikel 'Aktion Bäume gießen', in der wir letztes Jahr zum Gießen der Stadtbäume aufgerufen hatten. Trockenheit wird auch in Zukunft eine zunehmende Rolle spielen, und der 'Erhalt der Stadtbäume muss politisch gewollt sein', wie auch ein Artikel zu den Wahlprüfsteinen lautete, der sich mit Fällungen und Nachpflanzungen beschäftigte. Heute soll es um ein Problem gehen, das hausgemacht ist und unsere Stadtbäume vernichten wird, selbst wenn wir keine mehr fällen würden...

Autor: D. Schneider

Vielleicht erinnern Sie sich noch an unseren Artikel 'Trockene Jahre' mit Erfahrungen aus der Landwirtschaft oder den Artikel 'Aktion Bäume gießen', in der wir letztes Jahr zum Gießen der Stadtbäume aufgerufen hatten. Trockenheit wird auch in Zukunft eine zunehmende Rolle spielen, und der 'Erhalt der Stadtbäume muss politisch gewollt sein', wie auch ein Artikel zu den Wahlprüfsteinen lautete, der sich mit Fällungen und Nachpflanzungen beschäftigte.

Heute soll es um ein Problem gehen, das hausgemacht ist und unsere Stadtbäume vernichten wird, selbst wenn wir keine mehr fällen würden.

Stadtbäume haben zwei wesentliche Aufgaben zu erfüllen. Sie sollen das Kleinklima für uns Menschen wirksam verbessern indem sie große Kronen ausbilden und damit wirksam Staub filtern und hohe Verdunstungs- und Photosyntheseleistungen erreichen. Außerdem helfen sie mit, der Natur in der Stadt in der dritten Dimension trotz Platzmangels noch einen Lebensraum zu gewähren.

Um diese Leistungen aufbauen zu können, benötigen Stadtbäume ausreichend große Standräume und ein hinreichendes Wasserangebot.

Wie ich bei einem persönlichen Gespräch mit städtischen Baumfachleuten erfuhr, helfen Gießaktionen bei Trockenheit in der Stadt nur kleinen bis mittelgroßen Baumexemplaren. Der Grund ist, dass die Wasseraufnahme nur an den immer neu gebildeten und unverholzten Wurzelspitzen erfolgt. Große Baumexemplare haben aber i. Allg. das für sie vorgesehene unversiegelte Baumbeet längst ausgefüllt und wachsen dann außerhalb in den versiegelten Bereich hinein. Hier wird auch ein noch so umfangreiches Gießen nichts mehr helfen. Wenn die Bäume dann nicht auf Wasser im Untergrund zugreifen können (Grundwasser oder Kanäle), werden sie vertrocknen (und müssen dann aus Sicherheitsgründen gefällt werden). Auch die 12 m³, die den Bäumen in neuangelegten Beeten zugedacht werden, werden bald ausgefüllt sein und beheben das Problem nicht. Auch das Anpflanzen exotischer Bäume, die weniger Wasser brauchen, verzögert allenfalls die Zeit bis zum Vertrocknen, liefert auf der anderen Seite auch nicht den gleichen Filter- und Kühlungseffekt. Denn der Kühlungseffekt ist im Wesentlichen von der Verdunstungsleistung der Bäume abhängig, und ein Baum kann nur dann mit weniger Wasser auskommen, wenn er weniger verdunstet.

Die Stadt will dem Vertrocknen der Bäume mit der Anschaffung neuer Bewässerungswagen begegnen. Für die Neuanpflanzungen wird das notwendig sein, eine langfristig sinnvolle Strategie ist es nicht. Denn es schafft zwar mit viel technischem und vor allem personellem Aufwand eine vorübergehende Linderung, aber keine Lösung.

Solange wir in der Stadt nicht dafür sorgen, dass sich bei Regen wieder Grundwasser bilden kann, werden unsere Stadtbäume systematisch vertrocknen. Es werden ja nicht nur die Straßen möglichst bis an den Stammfuß versiegelt, es werden private Vorgärten in Parkplätze umgewandelt, es werden Schottergärten angelegt mit Gummimatte gegen Unkrautwuchs, die ebenfalls eine Versickerung behindern. Und es werden bei Bauvorhaben den Bauherren die Unterkellerung bis an die Grundstücksgrenze heran erlaubt. Ein anschließende Begrünung oberhalb der Tiefgaragen kann weder zur Grundwasserneubildung beitragen noch großkronige Bäume ermöglichen. Der Wahn, den Bauherren die maximale Ausnutzung ihrer Grudstücksgrenzen erlauben zu müssen – auch wenn nur unterirdisch – trocknet unsere Städte aus! Wir müssen endlich begreifen, dass Grundwasserneubildung ein öffentliches Gut und im öffentlichen Interesse ist und daher Vorrang haben muss vor Bauherreninteressen.

Um unsere Stadtbäume zu retten, wird es nicht ausreichen, auf die Grundwasserneubildung zu warten. Wir müssen umdenken und umplanen und wie die alten Römer unser Stadtgrün über fast waagrechte Kanäle mit Wasser aus den Bächen (Bad Godesberger Bach, Mehlemer Bach, Lengsdorfer Bach, … ) versorgen. Diese Kanäle können durchaus recht schmal sein, müssen aber gut geplant sein.

Hier sind also zweimal die Planer gefordert:

  1. Bei Bauvorhaben: Grundwasserneubildung muss Vorrang haben vor Bauherreninteressen.
  2. Die Stadt ist mit waagrechten Kanälen mit Wasser aus den Bächen / Rheinzuflüssen etc. zu versorgen, so dass Bäume und Stadtgrün immer ausreichend versorgt sind.

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